STATUR
Weder meine Mama noch mein Papa gehören zu denen, die eher fülliger gebaut sind oder von dem Blute der sehr kräftigen Wölfe des Rudels stammen. Auch ich kann mich in diese Kategorie nicht einordnen. Grob betrachtet sehe ich meiner Mama Shenali am Ähnlichsten. Der zierliche Körper, das geringe Gewicht… ich könnte glatt eine Feder sein! Mein schlanker Körper – dank dem ich nur eine kleine Zielscheibe bin - wird von vier dünnen Beinchen getragen, die mir eine enorme Geschwindigkeit erlauben. Meine Schultern sind flach und manchmal sieht es aus, als habe man sie mit einem Stein abgeschliffen. Allerdings war mein Papa Malik so lieb und vermachte mir ein Gen, das mich trotz meines drahtigen und besonders wenigen Körpers, eine große Muskelkraft freizusetzen erlaubte. Dazu ist mein Körper in der Lage, eine gewisse Stärke in meinen langen Beinen zu bündeln. Nebenher verfüge ich ebenfalls über eine gute dehn- und belastbare Wirbelsäule, die Stürze abfedert und meinen Körper beinahe schon elastisch macht.
AUGENFARBE
Hier war ganz klar mein Papa am Werk. Das ist keine Frage - es ist eine Feststellung. Aus der Ferne betrachtet, wirken meine Augen wie zwei glühende Eiskristalle. Bei näherem Betrachten wird dir auffallen, dass sie mehr sind, als bloß kalt und hellblau. Sie sind eisig, ja, und besonders stechend, können blaue Blitze sprühen, wenn Zorn in mir brodelt, doch in ihnen zeichnen sich auch ebenso kleine, dunklere Sprenkel ab, die sie mehr zu Sternen machen. Sieht man in meine Augen, kann es passieren, dass du dich in ihnen verlierst und in einem Sternenmeer untergehst. Aber in meinem Blick wirst du die Güte und Hilfsbereitschaft meines Selbst sehen, die bei der einen oder anderen Seele längst verwunschen ist.
FELLFARBE
Mein Großvater trug den Namen „Thorak, Weißpelz“. Meine Mama erbte diesen Titel mit ihrem weißen Fell und auch ich erhielt ein schneeweißes Fellkleid zu Ehren meiner Familie. Mein Pelz liegt dicht an meiner Haut und hält mich zu jeder Jahreszeit bei jedem Wetter warm. Es liegt wohl an meinem Alter, dass es noch ganz weich und flauschig ist. Im Frühling und im Herbst liegt es glatt an meinem Körper an, leuchtet in seiner hellen Farbe. Im Sommer jedoch, wenn die Sonne ihre Wärme freisetzt, steht mein Fell meist buschig ab und lässt mich aussehen, wie ein kleines Schäfchen in einer Wolfsherde. Bricht die Kälte dann herein und der Winter steht vor der Tür, habe ich es immer schön kuschelig und kann jedem Frost trotzen.
CHARAKTER
Ich habe mir denken können, dass du gerne mehr über mein Wesen in Erfahrung bringen möchtest. Allerdings sieht man sich selbst ja immer aus einem anderen Blickwinkel, als die eignen Artgenossen um einen herum. Daher ist die Beschreibung meines eigenen Charakters eine kleine Herausforderung für mich, aber ich gebe natürlich mein Bestes.
Ich bin klein und lieb. Ha, dass ich nicht lache! Ich mag zwar unschuldig wirken, muss jedoch gestehen, dass ich ein freches Bündel bin. Zu lachen und Spaß zu haben steht für mich an erster Stelle, das ist keine Frage. Aber wenn es darum geht, das Mäulchen aufzureißen und zu zeigen, dass da auch tatsächlich etwas hinter steckt… nun, wie soll ich sagen? Darin bin ich wohl unschlagbar.
Natürlich äußere ich nicht nur Welpen, sondern ebenso erwachsenen Wölfen Widersprüche, wenn mir etwas nicht in den Kram passt, allerdings erweise ich jedem Geschöpf den nötigen Respekt und erscheine damit in den seltensten Fällen unfreundlich.
Das von mir am Meisten gehasste sind Lügen. Ich verabscheue nichts mehr und gebe mir dadurch große Mühe, immer ehrlich und offen zu sein. Wenn es jedoch darum geht, jemanden zu decken oder die eine oder andere Strafe mal auszulassen, schleicht sich selbst über meine Lefzen gegebenenfalls ein wenig Geflunker.
Keinesfalls bin ich eine Tagträumerin. Sicherlich liebe ich den Reichtum meiner Fantasie und Träume, aber ich blickte der Realität und ihren Tatsachen gerne direkt ins Auge, statt sie zu leugnen oder zu übersehen.
Aufgewühlt und verspielt, allerdings auch auf den ersten Eindruck sympathisch, beschreibt meine Art doch recht gut. Ich möchte die Zeit meines Jungseins so gut nutzen, wie nur möglich und um ehrlich zu sein, stelle ich ziemlich viel Unfug an.
Wobei wir glatt an meiner „Schattenseite“ angelangt sind. Rumgezicke, Wutausbrüche und Unzufriedenheit gehören für mich zur Tagesordnung. Einfach zusammengefasst hieße es, ich besäße Stimmungsschwankungen, aber das stimmt natürlich nicht.
Schwächen zuzugeben zählt eventuell auch nicht sonderlich zu meinen Stärken und es könnte vielleicht auch möglich sein, dass ich die Strapazierungsgrenze von Nerven anderer etwas überschreite - quasi die Spitze des Eisberges erreiche.
Ich bin eine zutiefst nachtragende Wölfin, die schnell - meiner Meinung nach zu schnell - eifersüchtig wird und es nicht erträgt, im Hintergrund zu stehen. So gesehen muss sich also die ganze Welt um die kleine Manali drehen.
Tollpatschig bin ich auf gar keinen Fall und nervig auch niemals! Oder? Naja… vielleicht ein ganz kleines bisschen… aber auch nur vielleicht!
Naivität ist bei mir nur in Maßen anzutreffen und damit bin ich unter misstrauische Wölfe unterzuordnen, was bei jemandem, der Einsamkeit nicht ausstehen kann, nicht sehr vorteilhaft ist.
Auf viele wirke ich zu wild und zu aufdringlich, zu frech und zu ehrlich, was dazu führt, dass ich mich oft wie eine Außenseiterin fühle, weil ich so „anders“ bin.
Nicht selten bin ich egoistisch und besitzergreifend, doch ich bemühe mich stets, diese Schwächen zu verdrängen, um nicht voreilig zu handeln.
Doch trotz allem gibt es für mich nichts, das über der Familie und meinem Rudels steht. Braucht man meine Hilfe - so soll man sie erhalten. Benötigt man Rat oder jemandem zum Reden - so bin ich es, die mit Taten und aufmerksamen Gehör zur Seite steht.
Ich bin die, die ihren eigenen Kopf besitzt und wenn es sein muss, mit dem auch durch jede Wand rennt. Ich bin die, die sich lieber ein eigenes Bild macht, bevor sie urteilt. Ich bin die, die die Hoffnung nicht verliert und ihre eigene Sichtweise des Geschehens hat. Ich bin die, die man Windestänzerin nennt. Ich bin Manali.
VORLIEBEN
Für mich gibt es nichts Schöneres, als die Natur in vollen Zügen genießen zu können und den Lichtern, wie Sonne, Mond und Sterne meine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Ich habe eine Vorliebe für das Feuer und dessen Wärme, jedoch ebenso für Schnee.
Das Wichtigste in meinem Leben ist meine Familie, dazu zählen meine Mama Shenali, mein Papa Malik und mein Bruder Enapay, auch wenn ich häufiger mit ihm zanke, als alles andere und selbstverständlich auch das Rudel, in dem ich Zuhause bin.
Meine Lieblingsbeschäftigung ist definitiv das Rennen durch die Wälder Numiors. Zu spüren, wie der Wind mich trägt und ich über den Waldboden fliege, einfach alles hinter mir lasse und die Zeit für einen Augenblick stehen bleibt… dieses Gefühl ist unbeschreiblich.
ABNEIGUNGEN
Von Flüssen, Seen und Bächen halte ich lieber Abstand. Nicht einmal Pfützen bilden da eine Ausnahme. Regen habe ich auch überhaupt nicht gern.
Von ungeheuerlichen Wölfen halte ich mich so oder so fern. Besonders gilt dies für Lügner.
Bei Ungerechtigkeiten kann ich nicht still dasitzen und zusehen, sondern muss eingreifen. Zu viele Seelen werden zu Unrecht beschuldigt und wenn ich nicht eingreife, wer tut es dann?
STÄRKEN
Ich bin die geborene Sprinterin.
Auf andere zugehen, sie zu trösten und ihnen mithilfe meiner ehrlichen Art die Sorgen zu nehmen scheint ebenfalls zu meinen Stärken zu zählen.
Einer Schlacht entziehe ich mich ebenso wenig, denn dank meines wendigen Körpers und einer raffinierten Technik, liegt mir das Kämpfen im Blut.
SCHWÄCHEN
Ich bin alles andere, als eine Wasserratte. Dementsprechend schwimmen kann ich auch.
Still sitzen konnte ich seit meiner Geburt nicht. Es fällt mir einfach unglaublich schwer, die Zeit an mir vorbeirauschen zu lassen, ohne dabei etwas zu tun.
Mein Charakter mag zwar kompliziert sein, doch es gelingt immer wieder, aus mir zu lesen, wie aus einem Buch.
VERGANGENHEIT
Ich konnte sie spüren - die Wärme und Liebe meiner Eltern im Bauch meiner Mutter. Immer dicht an meiner Seite war mein Bruder Enapay, den ich schnell zu lieben gelernt hatte, auch wenn es mir immer schwer fällt, den Frieden zwischen uns zu wahren. Das erste Geräusch, das ich mit meinen winzigen Öhrchen vernahm, waren zwei liebliche Stimmen, die zu mir sprachen. Die helle und freundliche Tonlage meiner Mama und die schöne, tiefe meines Papas. Das erste Gefühl, das ich, dadurch ausgelöst, spüren konnte, war Zuneigung. Ob das wohl der Grund meines großen Herzens ist? Es wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Und im Bauch meiner Mama lernte ich jedes Gefühl kennen. Und ich bekam alles von der Außenwelt mit. Doch das Schönste, was ich um mich hatte, war und würde immer die schützende Wärme Shenalis und die beruhigende Stimme und Kraft Maliks sein. Die beiden passten immer auf mich auf, behüteten meinen Bruder und mich vor jedem Unheil und sorgten für uns, sodass ich schnell begriff, was es bedeutete, zu lieben und geliebt zu werden. Die Zeit im Bauch meiner Mutter währte jedoch zu kurz, denn schon bald wollte ich hinaus in die Außenwelt und die frische Luft Numiors atmen können. Also schenkte meine Mama mir das Leben und ich kam zur Welt.
Wenn ich abends mit müden Äuglein in meiner Höhle, mit Enapay neben mir, liege und einschlafen möchte, ist mir Mamas Wärme und Papas Stimme zum Einschlummern und Aufwachen noch immer am Liebsten.
ZUKUNFT
Ich möchte groß und stark werden, zu einer wahren Kriegerin und Jägerin des Südrudels heranwachsen und dann mal sehen, was die Zukunft bringt. Ich bin gespannt, was das Schicksal für mich künftig bereithält.
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