Der Ahnenkrieger Der, der alles weiß
| Thema: Die Legende von Selos, dem Bärentöter Do 20 Feb 2014, 19:39 | |
| „Dies ist eine uralte Geschichte, aus der Zeit, in der das Rudel noch jung war und das Land wild, in der ein Sturm nach dem anderen durch das Lager fegte und wilde Tiere die eigenen Reihen lichteten. Ragnok, der Alphawolf, machte sich große Sorgen um das junge Rudel, das immer kleiner wurde und den Herausforderungen nicht gewachsen zu sein schien. Besondere Sorgen machte er sich wegen eines Bären, der unweit des Lagers hauste und immer wieder dafür sorgte, dass die Jäger verletzt ins Lager zurückkehrten. Manche kehrten nie zurück. Ein halbes Dutzend Wölfe waren es, die dem Bären zum Opfer gefallen waren. Man weinte und trauerte um sie, doch man musste weiterhin ausziehen, um zu jagen, und jedes Mal wurde die Angst größer, noch jemanden zu verlieren. Ragnoks Gefährtin, Lelia, zog mit den Jägern aus. Er hatte sie davon abbringen wollen, als hätte er geahnt, was passieren würde. Ja, dieses Mal geschah, was alle befürchteten: Lelia kehrte nie zurück. Ragnok war außer sich vor Zorn, und er machte sich sofort auf den Weg, den Bären zu töten, so aussichtslos es auch schien. Allein lief er los, bei Nacht und Nebel, allein suchte er des Bären Behausung auf, allein stellte er sich der Bestie und allein fand er einen traurigen Tod in der dunklen, feuchten Höhle. Als Ragnok verschwunden war und so lange fortblieb, dass man sein Schicksal erahnen konnte, brach Panik aus im Rudel. Die Wölfe klagten. „Wie sollen wir weitermachen?“, fragten sie. „Wir haben Ragnok verloren. Und der Bär tötet uns, wenn wir jagen gehen, bleiben wir aber hier, verhungern wir.“ So sprachen die Wölfe und verzagten. Ragnoks Sohn aber, Selos, ein kräftiger, besonnener Rüde, verzweifelte nicht. Er nahm seines Vaters Platz ein und einigte das Rudel unter sich. Sie vertrauten ihm und folgten ihm blind, doch als er verkündete, den Bären töten zu wollen, da erschraken sie. „Wie sein Vater“, dachten sie, „wird er sterben, wenn er es versucht.“ Selos aber verstand es, den Wölfen Mut zu machen. Er redete zu ihnen und erklärte ihnen, wie sie es tun würden. Und alle brachen sie auf, die Großen, die Kleinen, die Starken, die Schwachen, die Alten, die Jungen. Mit seinen fünf stärksten Kämpfern trat Selos vor die Bärenhöhle. Laut bellten und heulten sie, bis der Bär, zornig durch den Lärm, hinauskam und sich ihnen stellte. Jetzt aber begannen die Kleinsten, die Alten, und die Mütter in ihren Verstecken ringsum riesigen Lärm zu machen. Der Bär blickte sich erschrocken um und suchte, woher die Geräusche kamen, doch er konnte sie nicht ausmachen. Und die jüngeren und schwächeren Krieger, die nicht an Selos Seite standen, stürzten von der Seite auf das Untier, ehe es bemerkte, was geschah. Nun war es ein leichtes für Selos und seine Kämpfer, den verwirrten und abgelenkten Bären zu überwältigen, und Selos riss ihm die Kehle auf. So gelang es Selos, die Bedrohung abzuwenden und sein Rudel zu retten, indem er es vereinte. Alle zusammen hatten sie den Bären besiegt. Selos blieb Alphawolf und hatte ein langes Leben, in dem er das Rudel weise führte und größer und stärker machte. Befreit von ihrem größten Feind, vereint und gestärkt durch den Glauben an den eigenen Zusammenhalt gedieh das Rudel und stellte sich bis heute jeder noch so großen Herausforderung. Dies war die Geschichte von Selos, dem Bärentöter, einem Helden der ersten Tage.“
~ von Auraya ~ |
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